Ratgeber Mineralwolle oder Holzfaserdämmstoffe
Einführende Gedanken
Das Thema Wärmedämmung bzw. energetische Sanierung ist ausgesprochen komplex. Es gibt schier endlose Möglichkeiten, den Energieverbrauch in seinem Heim zu senken. Außenwanddämmung bzw. Fassadendämmung, Innendämmung, Dämmung der Kellerdecke, Dachdämmung... auch der Kauf neuer Fenster und Türen kann bereits erhebliche Verbesserungen erwirken.
Analyse des Status Quo
Welche Maßnahme (an welcher Stelle) sinnvoll ist, sollte durch eine umfassende Status-Quo-Analyse ermittelt werden. Besonders aufschlussreich ist zum Beispiel der Einsatz einer Wärmebildkamera, um die größten „Energielecks“ zu identifizieren. Dadurch lassen sich auch die effizientesten Dämmmaßnahmen ermitteln. Ungedämmte Bereiche zu dämmen hat normalerweise eine höhere Effizienz als das Bestreben, bereits gut gedämmte Bereiche zu verbessern.
Wärmedämmung als Geldanlage
Da in aller Regel die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen eine Rolle spielt, fragen Sie sich natürlich: Mit welchen Maßnahmen habe ich die größte „Rendite“? Wie schnell rentiert sich die Investition (wenn überhaupt)? Insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen kann die Investition in eine Wärmedämmung eine attraktive Geldanlage bedeuten! Bedenkt man fürderhin die Förderungsmöglichkeiten bei energetischen Modernisierungsmaßnahmen, gewinnt das Thema Wärmedämmung für den Eigenheimbesitzer erheblich an Interesse!
Welche konkrete Dämm-Maßnahme?
Hat man eine besonders ausgeprägte Schwachstelle identifiziert – etwa eine einschalige ungedämmte Außenwand – und sich für die entsprechende Gegenmaßnahme entschieden, z. B. in Form einer Fassadendämmung, wird es nun konkreter.
Welcher Dämmstoff kommt in Frage? Sowohl Mineralwolle als auch Holzfaserdämmstoffe sind besonders universell einsetzbar. Es gibt sie in verschiedenen Varianten für unterschiedliche Bereiche, die man dämmen möchte.
Grundsätzlich lassen sich folgende Fragen in Bezug auf die Dämmstoffe stellen:
- Wie stark / effektiv dämmen sie?
- Dämmen sie auch den Schall (und wie gut)?
- Wie teuer sind sie?
- Wie einfach und schnell lassen sie sich verarbeiten (vor allem für den Heimwerker)?
Hier kann zum Beispiel die Komprimierfähigkeit eine Rolle spielen, um Dämmstoffe zwischen Balkenlagen zu platzieren.
- Ist der Dämmstoff wohngesund?
- Ist er nachhaltig?
- Wie verhält er sich im Brandfall?
- Wie hoch ist die Rohdichte? (höhere Formstabilität und Wärmespeicherfähigkeit)
- Wie witterungsbeständig ist der Dämmstoff?
- Weitere Faktoren können sein: Diffusionsfähigkeit, Wasseraufnahmefähigkeit, Druckfestigkeit oder auch Fließeigenschaften (bei Schüttdämmstoffen relevant)
Sie merken, dass es auf mehr ankommt als das reine Dämmvermögen in Relation zum Kaufpreis! Wie man die obenstehenden Faktoren gewichtet, kann natürlich sehr individuell sein, sowohl in Bezug auf persönliche Präferenzen (etwa bei der Nachhaltigkeit) als auch im Hinblick auf die Gegebenheiten vor Ort.
Mineralwolle im Porträt
Hier gibt es im Wesentlichen zwei Varianten, Stein- und Glaswolle. Als Rohstoff dienen mineralische Grundstoffe, welche bei hoher Temperatur geschmolzen werden. Bei Glaswolle ist es ein großer Anteil an Altglas, bei Steinwolle sind es u. a. Dolomit, Spat oder Basalt sowie Zusatzstoffe zum Binden und Imprägnieren. Im Herstellungsprozess entstehen am Ende feine mineralische Fasern, welche unter Zuhilfenahme verschiedener Roh- und Zusatzstoffe zu jeweils unterschiedlichen Dämmstoffen verarbeitet werden. Am verbreitetsten sind „Klemmfilz“ in Rollenform und stärker komprimierte Dämmplatten.
Vorteile und Nachteile von Mineralwolle
Glas- und Steinwolle sind vergleichsweise günstige Dämmstoffe mit guten Dämmeigenschaften (sprich: sie bringen eine geringe Wärmeleitfähigkeit mit). Steinwolle dämmt auch gut den Schall. Mineralwolle lässt sich zum Beispiel als elastischer, komprimierbarer Klemmfilz sehr komfortabel verarbeiten: Einfach mit ein wenig Überstand zuschneiden und dann zum Beispiel zwischen Dachsparren einpassen.
Sie wirkt isolierend und ist gleichzeitig diffusionsoffen: Feuchtigkeit wird weitergeleitet und die Bildung von potenziell gefährlichem Tauwasser wird gehemmt. Mineralwolle zeigt sich überdies resistent gegen Schädlingsbefall sowie gegenüber Schimmel und Fäulnis. Ein zusätzlicher großer Vorteil von Mineralwolle ist, dass sie nicht brennbar ist (Baustoffklasse A1). Weiterer Pluspunkt: Die Herstellung im Hinblick auf Energie- und Rohstoffbedarf ist aus Sicht der Nachhaltigkeit solide. Sie braucht viel Hitze, dafür gut verfügbare Rohstoffe inklusive einem hohen Recyclinganteil. Die später eingesparte Energie macht diesen Aufwand mehr als wett.
Nachteile von Mineralwolle
Nachteilig ist der eingeschränkte Hitzeschutz im Sommer aufgrund einer geringen Rohdichte und einer niedrigen Wärmespeicherfähigkeit. Auch die Fähigkeit zur Wasserabsorption ist schwach: Mineralwolle kann nicht auf natürliche Weise Feuchtigkeit regulieren – nämlich durch Aufnahme und Abgabe. Stattdessen verliert sie sogar ihre Dämmfähigkeit, wenn sie mit zu viel Feuchtigkeit in Verbindung kommt! Die Verarbeitung kann zu Reizungen von Haut und Lunge führen, die Verwendung von FFP2-Staubmaske und Handschuhen ist daher ratsam. Auch der Rückbau kann sehr mühsam sein und verbunden mit einer extremen Staubentwicklung. Wenn es auch Bestrebungen gibt, Mineralwolle recyceln zu können, ist aktuell eine wenig umweltfreundliche Deponie-Endlagerung erforderlich.
Unterschiede zwischen Stein- und Glaswolle
Insgesamt überwiegen die Gemeinsamkeiten, etwa beim Dämmvermögen bzw. der Wärmeleitfähigkeit. Steinwolle ist etwas temperaturbeständiger auch als Einblasdämmung erhältlich, dafür aber etwas teurer als Glaswolle. Die leichtere Glaswolle ist gut geeignet für Steildächer.
Holzfaserdämmstoffe vorgestellt
Bild: Holzfaserdämmplatten bei der Montage.
Dämmstoffe auf Holzfaserbasis gibt es bereits seit geraumer Weile. Ausgangsmaterial ist zerkleinertes Restholz, zum Beispiel Abfall aus dem Sägewerk. Dieses wird mit Wasserdampf zu feinen Fasern aufgeweicht und in Form gebracht.
Praktisch: Separater Leim ist nicht von Nöten, die Bindekraft des holzeigenen Stoffs Lignin reicht aus!
Bei Sonderausführungen, etwa Unterdeckplatten, werden mitunter harz- oder bitumenhaltige Zusätze verwendet, um die Platten fester und wasserabweisender zu machen.
Vor- und Nachteile bei Holzfaserdämmstoffen
Holzfaserdämmplatten bieten eine gute Dämmleistung, sie liegt nur geringfügig unter der von Mineralwolle (ca. 0,040 bei Holzfaser, knapp 0,035 bei Mineralwolle pro Meter und Kelvin – je niedriger die Wärmeleitzahl, desto besser). Ein starker Vorteil von Holzfaserdämmplatten liegt darin, dass sie durch ihre hohe Rohdichte eine hohe Wärmespeicherfähigkeit aufweisen. Dadurch bieten sie nicht nur einen Schutz vor Kälte im Winter, sondern auch einen Hitzeschutz im Sommer. Im Hinblick auf die immer heißer werdenden Klimabedingungen zweifelsohne ein attraktiver Mehrwert.
Die poröse Struktur der Fasern sorgt zudem für eine ausgeprägte Schalldämmung. Interessanterweise ist auch der Brandschutz solide. Die Platten hemmen den Durchgang der Temperatur im Fall eines Feuers, gleichzeitig entsteht äußerlich eine brandhemmende Verkohlungsschicht. Brandschutzmaßnahmen können die Feuerschutzklasse F90 B erreichen, also 90 Minuten lang die Konstruktion sicher halten.
Die Ökobilanz ist sehr gut. Die Verwendung von reichlich verfügbarem Restholz, typischerweise direkt aus der Region, der geringe Energieeinsatz bei der Produktion, aber auch die hohe Bindungsfähigkeit von CO² als Beitrag zum Klimaschutz sprechen für Holzfaserdämmstoffe. Sie sind gesundheitlich völlig unbedenklich, lediglich bei der Verarbeitung sollte man auf Holzfaserstaub achten – insbesondere bei maschinellem Zuschneiden. Holzfaserdämmplatten haben eine sehr lange Nutzungsdauer und können danach einfach entsorgt werden. So lassen sie sich durch Verbrennen thermisch verwerten.
Nachteile von Holzfaserdämmstoffen
Der größte Nachteil ist zweifelsohne der vergleichsweise hohe Preis. Auch die Brennbarkeit ist ein Faktor, trotz der oben angeführten positiven Eigenschaften in Bezug auf den Brandschutz. Die Verarbeitung in Bezug auf das Zuschneiden ist etwas aufwändiger und gegen den entstehenden Feinstaub sollte man unbedingt eine Schutzmaske tragen.
Mineralwolle und Holzfaserdämmstoffe im finalen Vergleich
Beide Dämmstoffe können überzeugen: Mineralwolle ist besonders günstig und lässt sich gut verarbeiten. Dafür ist die Ökobilanz schlechter als bei Holzfaserdämmplatten, die in der „klassischen“ Ausführung vorrangig aus Holzfasern bestehen, welche durch das holzeigene Lignin gebunden werden. Mineralwolle hat eine bessere Brandschutzklasse als Holzfaserdämmstoffe, aber das Brandverhalten von Holzfaserdämmstoffen ist gut und kontrollierbar (so gibt es wenig Rauch und auch kein gefährliches Tropfen wie bei Polystyrol-Dämmstoffen). Ein klarer Vorteil von Holzfaserdämmplatten ist der Hitzeschutz im Sommer. Auch die besonders hohe Schalldämmung ist hier zu nennen. Die hohe Wertigkeit aus baubiologischer Sicht ermöglicht ein besonders angenehmes Raumklima.
➳ Natürlich finden Sie sowohl Holzfaserdämmplatten als auch Mineralwolle bei den Dämmstoffen in unserem Onlineshop!
Dämmstoffe entdecken← Zurück zu Konstruktives Bauen